Ein Ort der Begegnung und Vielstimmigkeit

 
 
© Frauenmuseum Hittisau / Angela Lamprecht

© Frauenmuseum Hittisau / Angela Lamprecht

 
 

Ein Frauenmuseum? Und dann noch in einer ländlichen Region? Das Frauenmuseum Hittisau im Bregenzerwald zeigt, dass beides möglich ist – seit nunmehr zwanzig Jahren. Auf Initiative von Elisabeth Stöckler im Jahr 2000 gegründet, hat das Frauenmuseum Hittisau seither über fünfundvierzig Ausstellungen gezeigt. Frauen*geschichte und Frauen*kultur stehen dabei im Fokus.

 
 

Jede Frau verändert sich, wenn sie erkennt, dass sie eine Geschichte hat.

Gerda Lerner

 
 

Warum ein Frauenmuseum? Museen sind nicht nur Orte der Geschichts- oder Kunstaufbewahrung, sondern vor allem Räume für deren Deutung. Wer entscheidet, was künstlerisch bedeutend ist, was gesammelt werden soll, nach welchen Kriterien Dinge erforscht werden sollen, entscheidet auch, was vergessen werden darf, was irrelevant ist für eine historische Erzählung. Dazu haben lange Zeit Frauengeschichte, Frauenkultur oder die Kunst von Künstlerinnen gehört. Frauen sind in vielen Museen, vor allem in kunsthistorischen, als handelnde Subjekte nicht präsent. Die Museen sind zwar voll mit Frauendarstellungen, doch sind diese weitgehend von männlichen Projektionen auf Frauen bestimmt. Denn es waren hauptsächlich Männer, die das künstlerische Schaffen über viele Jahrhunderte hinweg dominierten.

 
Europäerinnen © Frauenmuseum Hittisau und geburtskultur. © Frauenmuseum Hittisau / Angela Lamprecht

Europäerinnen © Frauenmuseum Hittisau und geburtskultur. © Frauenmuseum Hittisau / Angela Lamprecht

 
 

Das Frauenmuseum Hittisau hat es sich zur Aufgabe gemacht, historische Erzählungen um jene Aspekte, die lange Zeit nicht oder nur marginal erforscht und dokumentiert wurden, zu erweitern. Es versteht sich als Fenster in die Welt und behandelt Themen, die die Geschichte und das Kulturschaffen von Frauen in unterschiedlichen Kulturen betreffen. Der kritische Blick auf Gegenwart und Vergangenheit spielt dabei immer eine zentrale Rolle. Gleichzeitig trägt das Frauenmuseum Hittisau der Region Rechnung, in der es situiert ist. Daher wird ein besonderes Augenmerk auf Bregenzerwälder und Vorarlberger Frauengeschichte gelegt.

 

PROGRAMM
Das Frauenmuseum Hittisau zeigt Ausstellungen, die sich frauenspezifischen Themen aus der Kultur-, Sozial-, Kunst- oder Architekturgeschichte widmen. Dabei werden sowohl regionale als auch internationale Aspekte beleuchtet. Begleitend zu den Ausstellungen bietet das Frauenmuseum Hittisau ein dichtes Rahmenprogramm an individuell gestalteten Sonderführungen, Vorträgen, Workshops, Konzerten, Lesungen, Seminaren und Filmvorführungen. Das Vermittlungsprogramm ist differenziert und bietet sowohl erwachsene- als auch kinderspezifische Veranstaltungen an.

PARTIZIPATION UND INKLUSION
Das Frauenmuseum Hittisau legt den Fokus auf Partizipation und Inklusion und will lebenslanges, generationenübergreifendes Lernen ermöglichen. Kultur soll für alle unabhängig von Geschlecht, Alter, Leistung, ethnischer Herkunft oder besonderen Bedürfnissen zugänglich gemacht werden. Die interessierte Öffentlichkeit, die jeweilige Fachwelt sowie gezielt angesprochene Communities nehmen an partizipativen Formaten im Vorfeld zu den Ausstellungsprojekten teil, um möglichst differenzierte und vielstimmige Sichtweisen einer Thematik herausarbeiten zu können. Dabei spielen Kooperation und Netzwerke eine wichtige Rolle.

SAMMELN, BEWAHREN, FORSCHEN UND DOKUMENTIEREN
Das Frauenmuseum Hittisau sammelt und dokumentiert Wissen und Objekte der materiellen und immateriellen Kulturen der Frauen. Durch die sogenannte „dislozierte Sammlung“ werden temporär dem Museum überlassene Objekte dokumentiert und erforscht, um in Folge - angereichert mit Wissen, Erinnerung und Würdigung - wieder in den ursprünglichen Kontext zurückgegeben zu werden. Dies schafft langjährige und nachhaltige Verbindungen zu den involvierten Akteur*innen. Parallel dazu zeigen Forschungsprojekte Zusammenhänge und Gesetzmäßigkeiten auf.

KULTURVERMITTLERINNEN
Das Frauenmuseum Hittisau ruht auf der ideellen und reellen Stütze seiner Kulturvermittlerinnen. In der Region lebende Frauen unterschiedlichen Alters, unterschiedlicher Herkunft und mit unterschiedlichen Bildungshintergründen begleiten das Museum und treten in direkten Kontakt mit dem Publikum. Das Sprechen-Dürfen ist weder an eine akademische Ausbildung noch an die Position im Organigramm gebunden. Die einzige Voraussetzung ist eine intensive, ernsthafte und tiefe Auseinandersetzung mit den jeweiligen Themen der Ausstellungen und Projekte. Die Kulturvermittlerinnen müssen nicht von der Institution ermächtigt werden zu sprechen, sie ermächtigen sich dazu selbst.

 

DIE TRÄGERSCHAFT DES FRAUENMUSEUM HITTISAU
Die Gemeinde Hittisau war bis 2017 alleinige Trägerin des Frauenmuseum Hittisau. Seit 2018 wird das Frauenmuseum Hittisau vom "Verein Frauenmuseum Hittisau" getragen. Die Gemeinde Hittisau und das Land Vorarlberg entsenden je drei Personen in den Vorstand. Zusätzlich vertritt die Obfrau der Gesellschaft zur Förderung des Frauenmuseum Hittisau im Vorstand die breite gesellschaftliche Trägerschaft des Frauenmuseums.

Vorstandsmitglieder im Trägerverein: Margret Broger (Obfrau), Mag. Gotthard Bilgeri, Christiane Eberle, Mag.a Roswitha Fessler, Mag.a Susanne Fink, Tanja Kopf MSc, Mag.a Julia Schertler-Dür

 
Die tollkühnen Frauen / © Frauenmuseum Hittisau

Die tollkühnen Frauen / © Frauenmuseum Hittisau

Der Direktorin und dem Vorstand steht ein Fachbeirat beratend zur Seite. Mitglieder des Fachbeirates sind:

Univ.Prof.in Dr.in Christa Hämmerle (Professorin für Neuere Geschichte an der Universität Wien mit Arbeitsschwerpunkten in Frauen- und Geschlechtergeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts sowie Leiterin der Sammlung Frauennachlässe an der Universität Wien)

Dr.in Gabriele Rath (Museologin, Studium der Erziehungswissenschaft und Psychologie in Innsbruck, Firmeninhaberin von Rath & Winkler. Projekte für Museum und Bildung, gemeinsam mit Bruno Winkler)

Elisabeth Stöckler MA (Gründungsdirektorin des Frauenmuseum Hittisau, Geschäftsleiterin der Kulturstiftung Liechtenstein)

Dr.in Eva Grabherr (Judaistin, Historikerin, Ausstellungsmacherin und Museologin, Gründungsdirektorin des Jüdischen Museum Hohenems, heute Geschäftsführerin von okay.zusammenleben)

 

Das Frauenmuseum Hittisau verwendet die Bezeichnung „Frau“ im Bewusstsein, dass es sich um ein Konstrukt handelt, das der Aufrechterhaltung gesellschaftlicher Normen dient. Die weiblichen Bezeichnungen umfassen all jene physischen Personen, die gesellschaftlich als solche kategorisiert werden bzw. sich selbst als solche definieren.